Dorfproduct
Dorfproduct ist eine offene Compagnie für choreografische und installative Performance, gegründet 2012 von Simon Möllendorf und Caroline Rohmer, heute geleitet von Simon Möllendorf und Björn Fischer. An den Schnittstellen von Körper, Raum und sozialer Beziehung entwickeln wir Performances, die nach einer zeitgemäßen ethischen Praxis streben, die über den sprachlichen Austausch hinausweist. Wir arbeiten mit Performer*innen, Klangkünstler*innen und anderen Mitwirkenden an Narrativen, die ebenso zwischen Körpern und der immer verletzbaren und empfindsamen Haut verlaufen wie zwischen uns und unseren mannigfaltigen Umwelten.
Für uns ist darstellende Kunst der Beweis, dass selbst unzulängliche, ja kindische Mittel zur Rettung dienen können. In einer Gegenwart, die auf alternativlose Handlungslogiken setzt, üben wir gemeinsam an einer Praxis des Unvorbereiteten – mal im freien Fall, mal zaudernd, stets bewusst in der Spannung zwischen dem konkreten Moment und dem offenen Zukünftigen.
Unsere choreografische Praxis geht vom Körper aus in seiner Konkretheit, seinen Geschichten, seinen Grenzen und Überschreitungen. Sie beginnt immer wieder von vorne, entsteht aus der jeweiligen Physis der Performer*innen und wird in Beziehung zu Raum, Klang und anderen Körpern gesetzt. Choreografie wird zur Keimzelle einer ethischen Befragung: von der Verletzlichkeit der Haut über die Stimmbildung vor der Sprache bis zu den Spuren von Zärtlichkeit in kämpferischen Handlungen.
Wir verstehen die Arbeiten von Dorfproduct als offenes Archiv, das in Gesten, Klängen und Beziehungen die künstlerische Suche fortsetzt und offenhält. Dabei zeichnet uns aus, dass physische Praktiken wie brasilianisches Jiu-Jitsu ebenso Teil unserer Forschung sind wie zeitgenössische Musik. Choreografie wird dort notwendig, wo das Unvorbereitete eine Form findet – nicht um sich festzuschreiben, sondern um sich in seiner wiederholenden Entfaltung zeigen zu können. Zärtlichkeit bleibt dabei ein wiederkehrendes Motiv – als politische Entscheidung und Form körperlichen Kontakts jenseits funktionaler, normativer und identitärer Zuschreibungen.